Die Walhalla,
seit 1842, war für mich jahrelang ein Ort, an den man Besucher hinführten musste: nachgemachter Tempel in falscher Landschaft, das war meine Ansicht.
Im Sommer 2006 da passierte die Umkehrung. Ich machte meinen üblichen Rundgang mit Freunden aus der Bronx. Es war ein wunderbarer Sommertag. Alles strahlte, die grüne Landschaft mit der glitzernden Donau, der klassizistische Tempel in einer für mich unfassbaren, durchsichtigen klaren Weise, die ich vorher so noch nie erlebt hatte. Ich fing zu fotografieren an, alles was ich erreichen konnte und hörte für lange Zeit nicht auf. Der Tempel über dem Donautal übte jetzt bei jedem Wetter und in jeder Situation eine Faszination auf mich aus. Ich war schon immer ein Leo-von-Klenze-Fan, liebte seine Landschaften in der Neuen Pinakothek und in St. Petersburg in der Eremitage. Obendrein war ich ein Anhänger klassizistischer Skulptur, was damals alles andere als angesagt war. Ich begann mehr und mehr mit den Formen des Tempels, der Figuren und mit der „heroischen“ Landschaft am Rechner zu experimentieren. Nach und nach wurde die Spannweite der Fotoaufnahmen immer größer und der Wunsch über die Walhalla auch im Winter zu arbeiten, als alles im Weiß und in der nebeligen Düsternis versank. Schließlich zerstörte und zerlegte ich den Tempel und baute ihn neu auf meine Art zusammen. Der Tempel wurde zu einem Baukasten, aus dem sich neue verwirrende Konstruktionen entwickelten ließen.
Die Baustelle ist immerwährend wie bei allen Großbauten der Vergangenheit
Trotzdem ergeben sich faszinierende Durchblicke
Die Baustelle ist immerwährend. Genauso wie die Baustelle des Gotischen Doms