Es ist 2020, das erste Corona-Jahr. Alles ist geschlossen und wir sitzen in unseren Wohnungen. Unsere Ausstellung im Kunst- und Gewerbeverein ist noch rechtzeitig zu Ende gewesen und abgeräumt. Ich sitze wieder mal vor meinem Berg ausgesonderter Fehldrucke aus meiner langen Radierungszeit. Das Papier war mal sehr teuer und jeder Fehldruck eine Vergeudung von Zeit und Geld. Das Papier einfach wegzuwerfen tut mir weh. Zu viel Energie und Erinnerungen kleben daran. Das Erstaunliche ist, nach etlichen Objekten, dass der Papier-Berg nicht sichtbar abgenommen hat. Das hat zwei Gründe, die Objekte sind relativ klein und sollen klein sein, weil ich den Drang zur Größe habe und ich bin zu sparsam mit dem Material. Die Figuren sind in der Regel mehrfach mit Epoxidharz überzogen, damit sie wasserfest und noch stabiler werden.
Diese Objekte entstanden 2020 während der Corona-Shutdowns und wir alle in den Häusern saßen und warteten, dass das Virus verschwinden möge, was es aber nicht tat. Ich hatte seit Jahren einen Haufen Fehldrucke aus meiner Zeit der Radierungen liegen. Das Papier war einstmals sehr teuer und mich reute es, es einfach wegzuwerfen. So lag es lange da und ich grübelte darüber, was daraus zu machen wäre.
Da begann ich mit diesem äußerst festen Papier zu arbeiten.
Zuerst baute ich Quader aus Karton. Die Quader sind die Basis
dieser Reihe von Objekten und die Basis der Ideen. Aus dem Pa-
pier entwickelte ich Figuren, die mit dem Quader zusammen
leben. Sie sind im Quader versenkt oder sie können nicht heraus
kommen. Die untere Doppelfigur, die nicht aus der Badewanne
heraus kommt, erinnert etwas an etruskische Skulpturen.
Da begann ich mit dem Papier und dem fast legendären Mehl-
Papp zu arbeiten. Technische und künstlerische Basis sind
Quader aus Pappe, die ich mir anfertige. Die Quader sind die
Ideenbasis auf der ich meine Plastiken entwickle.
Die Schwierigkeit aus der Badewanne zu kriechen
Oder das etwas merkwürdige Wesen versucht zu fliegen, aber es
klappt nicht ganz. Die Füße bleiben mit dem Quader verbunden.
Das "Wesen" hat sein Aussehen verschiedene Male verändert.
Geblieben ist die spitznasige Version.
Es gibt mehrere Versuche aus dem Quader zu entfliehen, aber
nichts klappt. Ein Fuß ist fest mit dem Quader verbunden. Er
wird höchstens länger und dicker, aber löst sich nicht. Alle
Versuche sind umsonst.
Flugversuch 2
Die Flugversuche werden ausgefeilter, aber es nützt nichts.
Die Haftung am Untergrund ist zu groß und der eine Flügel
zu klein. Auch der deutlich größere Flügel bei der unteren
Figur hilft nicht weiter. Das Bein bleibt mit dem Boden
verbunden. Die Schwerkraft ist nicht zu überwinden.
Flugversuch 1
Flugversuch 3
Die Versuche aus der Kiste zu entkommen sind vielfältig.
Nur nützt es auch nichts, aus dem Quader zu kriechen,
weil das nächste Hindernis folgt. Der Mann mit en langen Beinen
verheddert sich in dem Fadengespinst, das ihn umgibt. Es ist so,
als wenn er in ein Spinnennetz geraten wäre, aus dem es auch
keine Befreiung gibt.
Doppelt verheddert, 2020
Wieder ein Versuch aus der Kiste zu kommen. Da die Versuche
alle fehlschlagen, wachsen der Figur mehrere Arme wie den
indischen Gottheiten. Überdies versucht sie sich mit den Haaren
heraus zu ziehen.
Sich mit den Haaren aus der Kiste ziehen
Bronzeprofile,1995
Relief-Kästen
Albrecht x-mal
Der Traum deRs Präsidenten der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, 1977
Ideale Damen im Kasten "Goldrosi" 1976